Freitag, 12. November 2010

"Carmen" eröffnet die Sturmsaison


Das Sturmtief "Carmen" mit Kern über Schottland eröffnete die diesjährige Herbst- und Wintersturmsaison auch in der Schweiz. Auf den Alpengipfeln erreichten die Winde mit Böenspitzen von 150 km/h zum Teil Orkanstärke. Die vom Atlantik zugeführte feuchte und milde Luftmasse brachte zudem teils ergiebige Niederschläge und die Schneefallgrenze stieg auf über 2000 Meter.

Winde in den Bergen stürmisch bis orkanartig

Mit Windspitzen von 150 km/h auf dem Säntis oder auf dem Jungfraujoch erreichten die Winde im Alpenraum zum Teil Orkanstärke. Auch über dem Jura oder den Voralpen wurden Böenspitzen von über 100 km/h gemessen, im Flachland zwischen 60 und 80 km/h (Abbildung 1). "Carmen" zeichnete sich also durch sehr hohe Windgeschwindigkeiten in mittleren Höhenlagen aus, in tieferen Lagen waren sie deutlich geringer. In Abbildung 2 ist das Windprofil über Payerne dargestellt. Am Boden lag die Windspitze bei 55 km/h, bereits in etwa 1000 m ü.M. wehte der Westwind aber bereits mit 90 km/h. Dass die Sturmwinde meist nicht bis in die tiefsten Lagen heruntergriffen, kann wie folgt erklärt werden: Die Zufuhr der Warmluft in der Höhe stabilisierte die Grundschicht und die Niederschläge dämpften zusätzlich den Wind. Zudem überquerte das Frontensystem von "Carmen" die Schweiz nahezu okkludiert und der Druckanstieg mit der Front war nicht sehr markant.

Windspitzen vom 11. und 12. November 2010 (in km/h)
Abbildung 1: Windspitzen vom 11. und 12. November 2010 in km/h.
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Windprofil über Payerne
Abbildung 2: Windprofil über Payerne. Die Windfiedern zeigen die mittleren Windgeschwindigkeiten bis in Höhen von ca. 7000 m ü.M. im Zeitraum zwischen dem 11. Nov. um 22 UTC und dem 12. Nov. um 08 UTC.
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Sturmereignisse dieser Kategorie sind nichts Aussergewöhnliches und kommen in der Regel mehrmals pro Jahr vor. Somit lagen die Messwerte auch weit unter den Rekordwerten. Auf dem Jungfraujoch beispielsweise stammt dieser aus dem Jahr 1998 und liegt bei 267 km/h, auf dem Säntis wurde der Höchstwert von 229 km/h mit dem Sturm "Vivian" 1990 erreicht.

Grosse Temperaturunterschiede und steigende Schneefallgrenze

Die kräftigen Westwinde führten feuchte und milde Atlantikluft zu uns. So waren die Effekte des sogenannten Westföhns sehr schön zu beobachten. Dort wo sich Gebirge dem Westwind "in den Weg stellen" wurde einerseits die Feuchtigkeit an der dem Wind zugewandten Bergflanke (Luv) gestaut und es regnete ergiebig, andererseits war es dann im Lee des Gebirges eher trocken (Abbildung 3). Die föhnigen Fallwinde sorgten dort auch für milde Temperaturen. Als Beispiele seien hier Luzern im Lee des Pilatus mit 16.6 oder Basel im Lee des Juras mit 15.2 Grad als Höchsttemperatur erwähnt. Sonst wurden an den Flachlandstationen meist Höchstwerte um 11 Grad gemessen. Die Schneefallgrenze stieg mit der einfliessenden Warmluft auf 2000 bis 2500 Meter an.

24-stündige Radarsumme vom 12. November 2010 um 13 UTC
Abbildung 3: 24-stündige Radar-Niederschlagssumme vom 12. November 2010 um 13 UTC. Auffallend sind die deutlich geringeren Niederschläge in den Westföhngebieten. Als Beispiel sei auf die Regionen Luzern oder Thun hingewiesen.
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Das Sturmtief "Carmen"

Verursacht wurden die kräftigen Westwinde vom Sturmtief "Carmen", das von Schottland nach Südskandinavien zog. In seinem Kern wurde am 11. November um 15 Uhr ein Luftdruck von 955 hPa beobachtet (Abbildung 4).

Isobarenkarte vom 11. November 2010 um 15 UTC
Abbildung 4: Isobarenkarte vom 11. November 2010 um 15 UTC. Der Tiefdruckkern von "Carmen" befindet sich mit 995 hPa vor der Küste Schottlands.
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Animiertes Satellitenbild (sog. Luftmassenkomposit).
Abbildung 5: Animiertes Satellitenbild (sog. Luftmassenkomposit).
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Quelle; MeteoSchweiz
 

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