Samstag, 13. November 2010

Föhniger Sonntag, ab Montag Föhnende und Temperaturrückgang

Immer wieder interessant zum lesen die synoptsiche Übersicht vom Deutschen Wetterdienst  in Offenbach, ich werde Sie per Gelegenheit hier öfters reinstellen.


Synoptische Übersicht - Mittelfrist 

Nach Kaltfrontpassage am Dienstag deutlicher Rückgang der
Temperaturen. Dann Übergang zu einer Troglage mit der
Möglichkeit einer Vb-ähnlichen Entwicklung um die Wochenmitte.
In den anderen Regionen wechselhaft mit Temperaturen um den
Normalwert.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.11.10

Als sicher kann gelten, dass die derzeitige zyklonale Westlage
noch im Kurzfristzeitraum zu Ende gehen wird. Betrachtet man
die Druckverteilung im Bodenniveau über Europa zum Ende der
kommenden Woche, so fallen zwei dominante Systeme ins Auge,
nämlich ein gut ausgeprägtes Hoch über Westrussland, dem ein
wenig strukturierter Tiefkomplex gegenüber steht. Letzterer
überdeckt weite Teile des Nord- und Ostatlantiks, sowie
Westeuropa und das Mittelmeer.
Wenn im meteorologischen Spätherbst blockierende Antizyklonen
über Osteuropa in Erscheinung treten, muss man immer die
Möglichkeit einkalkulieren, dass an deren Rand von Osten oder
Südosten her Kaltluft nach Mitteleuropa vordringt. Nach den
aktuellen Ergebnissen sieht es allerdings noch nicht danach
aus, dass die Blockierungswirkung des zu erwartenden Hochs
ausreichen wird, um das Vordringen von Teiltiefs aus dem
Bereich des Atlantiktiefs nach Mitteleuropa und damit die
Versorgung mit milder Luft zu unterbinden. Betrachtet man die
Temperaturkurven für die nächsten 7 Tage, so ist zwar ein
signifikanter Rückgang zu verzeichnen; allerdings liegt das
Startniveau ungewöhnlich hoch, so dass man trotz des Rückgangs
nicht von einem markanten Kaltluftvorstoß reden kann.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Dienstag 00 UTC wird die
Kaltfront, deren Passage die Westlage beendet, bereits südlich
der Alpen erwartet. Durch die postfrontal stattfindende
Austrogung in der Höhe kommt über dem Golf von Genua eine
Zyklogenese in Gang. Nördlich davon baut sich hingegen in der
kälteren Luft eine von Portugal bis nach Schweden verlaufende
Hochdruckbrücke auf. Zwar kommt es aus diesem Tief heraus nicht
zu einer echten Vb-Entwicklung; die rinnenförmige Ausweitung
des Tiefs nach Nordosten reicht jedoch aus, um in Verbindung
mit der beschriebenen Hochdruckbrücke in den unteren Schichten
über dem Süden und Osten Deutschlands eine nordöstliche
Strömung in Gang zu setzen, der sich eine südliche
trogvorderseitige Höhenströmung überlagert. Dies bedeutet
Warmluftadvektion. Auf diese Weise gibt es dort länger
anhaltenden Regen.
Am Mittwoch baut sich dann zunächst über Fennoskandien ein
kräftiges Hoch auf und über ganz Mitteleuropa stellt sich auf
dessen Südflanke eine kräftige Ostströmung ein. Damit setzt
sich in der Tat bodennah kältere Luft zu uns in Bewegung.
Oberhalb der Grundschicht ist die von Osten kommende Luft aber
noch warm. Somit gibt es eine wolkenreiche Inversionslage. Das
Regengebiet vom Dienstag schwächt sich ab, weitet sich aber im
Zuge des beschriebenen Strömungswechsels noch etwas nach Westen
aus.
Am Donnerstag setzt sich dann das Tief über dem Mittelmeer -
wenn auch unter Abschwächung - doch auf Vb-ähnlicher Bahn in
Bewegung und das fennoskandische Hoch beginnt bereits, nach
Russland zurückzuweichen. Auf diese Weise kommt es am
Donnerstag vornehmlich über der Osthälfte Deutschlands
neuerlich zu Regenfällen. Durch die zwischenzeitliche Zufuhr
von Kaltluft kann der Regen in Höhenlagen in Schnee übergehen.
Am Freitag und Samstag zeigt sich über Mitteleuropa dann am
Boden eher eine flache Druckverteilung und in der Höhe ein
langwelliger Trog, der ganz West- und Mitteleuropa überdeckt.
Dies bedeutet wolkiges Wetter mit gelegentlichem Regen bei
wenig geändertem Temperaturniveau.
Verfolgt man die Entwicklung weiter bis Tag 10 (23.11.), so
zeigen die aktuellen Prognosen von ECM einen Tiefkomplex, der
sich von Südwest- und Südeuropa nach Mitteleuropa ausweitet,
während sich über dem gesamten Nordatlantik und Nordeuropa eine
Hochdruckzone aufbaut. Dies bedeutet dann zwar einen
Kaltluftvorstoß von Osten her, aber zunächst nur in den
Bereichen nördlich von uns. Tendenziell weist auch GFS in diese
Richtung, die Strukturen treten aber weniger deutlich in
Erscheinung als bei ECM.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Beim Vergleich mit den Vorläufen zeigt sich, dass die Prognose
des Zusammenspiels der beiden beschriebenen Drucksysteme eine
große Varianz aufweist. Im gestrigen 12-UTC-Lauf wurde sowohl
das Hoch im Osten als auch das Tief im Westen deutlich stärker
modelliert. Dies lief auf eine eher milde zyklonale Südlage
hinaus. Auch weiter zurückliegende Läufe haben das Hoch im
Norden bzw. Osten nicht so stark betont und setzten eher auf
von Tiefs über Mittel- und Westeuropa geprägtes milderes
Wetter. Die Konsistenzbetrachtung zeigt somit, dass die
Prognose derzeit unsicher ist. Da der heutige Lauf mehr oder
weniger einen Mittelweg beschreitet, ist das aber eine ganz
gute Basis.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen

Was die großräumige Veränderung des Strömungsmusters angeht,
gibt es keine Diskrepanzen, sehr wohl jedoch im Detail. Dies
betrifft vor allem die Entwicklung am Donnerstag. ECM schwächt
das auf Vb-ähnlicher Bahn ziehende Tief eher ab. Dieses Konzept
ist in etwa auch aus dem englischen Modell zu entnehmen. GFS
und GME zeigen ein abweichendes Konzept. Vor allem GME nimmt
sogar eine Vertiefung an und sagt das Tief auf dem Höhepunkt
seiner Entwicklung am Freitag früh mit einem Kerndruck von
weniger als 1004 hPa über der Odermündung vorher. Dies bedeutet
erheblich mehr Niederschläge und auch mehr Wind in den
östlichen Teilen Deutschlands. Da sich so zwei Lösungsvarianten
gegenüberstehen, empfiehlt sich ein Mittelweg.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen

Beim Clustering bzw. Tubing des EPS kommen die eben
beschriebenen Diskrepanzen nicht zum Ausdruck. Dies ist
nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass gerade einmal 4
Einzellösungen annähernd das GME-Konzept abbilden. Zieht man
die Rauchfahnen zu Rate, ergeben sich aus dem EPS doch einige
Charakterzüge der Entwicklung, die als gesichert gelten können.
Die Temperatur geht zurück, verharrt aber dann auf einem
Niveau, das noch nicht als winterlich zu bezeichnen ist. Die
Niederschlagssignale für den Süden am Dienstag sind eindeutig,
die Möglichkeit stärkerer Niederschläge am Donnerstag im Osten
wird angedeutet. Ab Tag 7 scheint die Tendenz zu Niederschlägen
deutlich abzunehmen.
Das EPS von NCEP liefert eine ähnliche Aussage.
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Wahrscheinlichkeiten fuer signifikante Wettererscheinungen

Hervorzuheben sind zunächst die Niederschläge. Dass am Dienstag
vor allem im Süden die Warnschwellen für Dauerregen
überschritten werden können, ist wahrscheinlich. Beim
Donnerstag ist im Osten dies noch mit einem Fragezeichen zu
versehen.
Der Wind spielt nicht mehr die Rolle wie im Kurzfristzeitraum.
Allerdings muss je nachdem, wie stark sich das Hoch im Norden
entwickeln wird, ab Wochenmitte im Norden mit starkem Ostwind
gerechnet werden.
Durch die Zufuhr von Kaltluft wird ab Wochenmitte außerdem
wieder leichter Nachtfrost möglich.
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Basis fuer Mittelfristvorhersage
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass der aktuelle ECM-Lauf
eine ganz gute Kompromisslösung darstellt. Die nach GFS und GME
am Donnerstag angebotene Variante wird in abgemilderter Form
berücksichtigt.
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Quelle; VBZ Offenbach

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